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Die 500 Jahre alte Geschichte der St. Anna Kirche


Mit der Filialkirche St. Anna  besitzt  der Ort ein kunstgeschichtliches Kleinod.
Obwohl der Mutter Anna geweiht wird hier die Tochter verehrt.

Ursprünglich war die Filialkirche St. Anna eine spätgotische Marien- Wallfahrtskirche.

Ihren Höhepunkt fand die Marienverehrung Ende des 18. Jahrhunderts.
Der Generalvikar Johann Andreas de Franken-Siersdorf von der bischöflichen Behörde in
Köln erhob die Kirche am 1. Februar 1748 offiziell zur Wallfahrtskirche
zu Ehren der Schmerzhaften Muttergottes.  
An Wallfahrtstagen durften die Meisericher ihre Marktstände aufstellen.
Bei einem Sterbefall gingen die Leute aus Utzerath und Schönbach früher an drei
aufeinander folgenden Sonntagen nach Meiserich beten.

In der Kirche sollen noch lange Zeit Krücken und andere Utensilien mit der Dankwidmung
„Maria hat geholfen“ zu sehen gewesen sein, die an wundertätige Heilungen erinnern sollten.

Ab 1870 hörten die großen Wallfahrten allmählich auf, was der damalige Dechant Fenger sehr bedauerte.  Heute gehen die organisierten Pilgerströme andere Wege als zu so einem kleinen Gotteshaus.

Trotzdem hat die kleine Kapelle eine ganz besondere Geschichte.

Vorgänger der heutigen Kirche war ein Kapellchen, das von den Adligen der Ulmener Burgen
erbaut und 1521 vom Kölner Weihbischof geweiht worden war.
Die Pfarrei Ulmen gehörte bis zur Säkularisation zum Eifeldekanat im Erzbistum Köln.

Bereits 1424 wird jedoch schon eine St. Anna Bruderschaft erwähnt.

Ebenfalls wird in einer Urkunde vom 21.September 1524 („uff sent Matheus tagh“)
berichtet: Heyllen Caitz This zu Ulmen und seine Frau Gertrud verkaufen erblich eine
Jahresrente von 8 Dunysche Symmern Hafers der St. Anna Bruderschaft zu Meyserich.“
Es siegelte Hermann von Wyn, Vikar zu Ulmen. Es wird weiter berichtet das ein befreundeter
Geistlicher an allen Sonntagen, an Marienfesten, an St. Anna, an Wendelinus und
Kornelius eine hl. Messe, an der stets die oben erwähnte St. Anna Bruderschaft teilnahm, feierte.

Weiteren  Aufzeichnungen zufolge soll in  Meiserich ein sog. Bethäuschen gestanden haben

Ob es sich dabei um das vorgenannte Kapellchen oder um eine andere Stelle an der Menschen zum Gebet gerufen wurden handelt, ist nicht bekannt.

Durch reiche Stiftungen des Ulmener Adels, derer von Kronenberg, von Schönenburg und Haust, wurde die erste spätgotische Kapelle an gleicher Stelle, wahrscheinlich zwischen 1515 und 1520 erbaut nachdem die alte baufällige Kapelle abgerissen wurde. Jedenfalls aber wurde sie 1521 vom Kölner Weihbischof konsekriert.

Die Stiftungsurkunde der Kapelle stellte Martin von Oed, Vikar des Erzbischofs Hermann von Köln und Beauftragter für kirchliche Stiftungen, in der Stiftskirche Sankt Andreas in Köln aus.

Sie ist datiert auf den 10. Oktober 1521.

Als Zeugen wurden genannt: die Kleriker Dietrich de Kempis, Ägidius von Aurbij, Hermann Weye von Kelberich (Kelberg) und der Laie Johann Tewes von Boppard im Erzbistum Trier. Unterschrieben ist die Urkunde von Gorr Tilius von Amsterdam, kaiserlicher Notar und Schreiber  der Kölner Kurie.

Über die Wahl des Standortes der Kapelle schrieb der Gillenfelder Pfarrer J.H. Schmitz 1854 in
„Sagen  und Legenden des Eifelvolkes“ „Die Einwohner von Meiserich, einem Filialort von Ulmen,
wollten eine Kapelle bauen und hatten zur Baustelle ein östlich vom Orte gelegenes Flurfeld,
genannt Kotten, ausersehen. Dahin wurde dann das erforderlich Baumaterial gebracht.
Was aber heute dorthin gefahren wurde, fand sich am anderen Tage an einer anderen Stelle,
bei einem Stachelbeerstrauche, worin ein thönernes, innwendig hohles Bildnis der hl. Jungfrau war.
Da jenes sich öfter wiederholte, erkannte man, dass es Gottes Wille sei, die Kapelle an dieser Stelle zu errichten, was dann auch geschah. Das noch vorhandene Bildchen wird „Mirakelbildchen“ genannt, und man erzählt, dass die Leute der Umgebung in früheren Zeiten,

wenn ein Kind todt zur Welt gekommen, zu diesem Bild beten gegangen, worauf das todte Kind gewöhnlich wieder ein Lebenszeichen von sich gegeben, sei`s durch rote Wangen, Nasenbluten oder in anderer Weise, wo man ihm dann die Nottaufe erteilt habe.“

Im Jahre 1519 schenkte Margareta, die Witwe des Andreas aus Meiserich, der Kapelle in Meiserich
14 Sümmer Hafer „Dauner Maaß“ aus verschiedenen Gütern zu einem Jahrgedächtnis im Januar
mit zwei Priestern.

„Geschehen in Meiserich in der Stube des hoch. Hermann Wyn zu Kelberg, Vikar in Ulmen“.
Als Zeugen wurden genannt: „Adam de cellis, Präbendar in Driesch, die Priester Joh. Faber von Alflen, Theodor von Driesch, Math. Gelen von Lutzerath, Notar Joh. Sartor, Priester der Diözese Trier“.

Mitte des 18. Jahrhunderts scheint die Kapelle renovierungsbedürftig gewesen zu sein.
Aber die Meisericher weigerten sich 1756, die Adelskapelle im Frondienst instand zu setzen.

Im Jahre 1793 richtete ein Blitzschlag am Turm sehr großen Schaden an, der im gleichen Jahre wieder behoben wurde. Die Aufbauarbeiten wurden unter Pfarrer Dominicus Schäffer ausgeführt,
der von 1774 bis 1801 in Ulmen tätig war.

Im Zuge dieser Arbeiten wurde die Kirche auf die heutigen Maße 8,7 Meter breit und 18,5 Meter lang, erweitert und der Bruchsteinbau wurde verputzt. Gleichzeitig erhielt die Kirche eine teilweise
neue Inneneinrichtung.

Reste der ursprünglichen Kapelle sind stellenweise noch feststellbar. Auf die Renovierung weist die
Ankerzahl 1793 am dreigeschossigen Turm und ein  Chronogramm über der Sakristeitür hin, in dem die eingefügte römischen Zahlbuchstaben nach der Addition die Jahreszahl 1793 ergeben. Die Sakristei befindet sich in der zwei Quadratmeter großen Turmhalle.

Am 02. Juni 1859 beschädigt erneut ein Blitzschlag den Kirchturm. Für die Instandsetzung gewährte die königlich-preußische Regierung  in Koblenz 530 Taler.